Die Fassade – Blick der Bilder, 1987
Ein Bild-Text-Projekt über das ehem. Lagerhaus Wissinger in Berlin von Thomas Born, Anna Elisa Heine, Jochen Lingnau

siehe auch das Projekt Lagerhaus Süd-Ost

Klappkarte
geschlossen: 34 x 25 cm
aufgeklappt: 68 x 25 cm

Zeit
DUREE CONCRETE / inneres Zeitbewusstsein, ist ein beständiges Aufrollen wie beim Faden auf ein Knäuel, denn unsere Vergangenheit folgt uns, sie wächst unaufhörlich mit der Gegenwart, die sie unentwegt aufnimmt, und Bewusstsein bedeutet Gedächtnis. (Bergson)

Zeitmaschine
Die Spule ohne Faden
Das Bild der Spule ohne Faden steht für den Versuch eines Bewusstseins ohne Gedächtnis. Ein Bewusstsein der reinen Form. Keines der raum-zeitlichen Strukturierung der Visualität, sondern Zeit und Raum als Formen der Anschauung. Die Auffassung, dass Erkenntniskategorien gleichzeitig entsprungen, entwickelt, geworden und in einem wahr sein können, ist überholt von der, die sich anschickt, den Mythos zu demontieren, der, das kein Gewordenes wahr sein kann. Eine Ästhetik des Visuellen hätte ihren Wahrheitsgehalt nicht aus den Objektivitäten der Sozialhistorie, der Geschichte abzuleiten, sondern sich aus dem Panzer der Notwendigkeit dieser Gestalt zu befreien.

Raum
Der Gefangener des Aufstiegs
Die Kategorien des Aufstiegs lassen sich in Polaritäten aufteilen: Weite/Enge, Höhe/Tiefe, rechts/links, davor/dahinter, nah/fern, etc.. Damit korrespondieren Kategorien der Wahrnehmung, ebenfalls aufgelöst in Polaritäten: hell/dunkel, leicht/schwer, groß/klein, etc.. Erliegt die offene Erfahrung des Raumes solchen logischen Zentrierungen seiner Kategorien, werden wir zu Gefangenen dieses Aufstiegs zum Logischen. Die Bilder sprechen nicht bloß, sind narrativ, rhapsodisch, sie sind Sprache müssen als Chiffren begriffen werden. Die Nomenklatur dieser Sprache der Bilder könnte sich am Schnittpunkt von Raum und Zeit bloßlegen lassen. Die Sprache der Bilder könnte man verstehen als eine, die nicht in Zeichen spricht. Der Ausdruck der Bilder ist sozusagen ihr Blick auf uns, wie ihn Rilke in der Zeile “denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht“ festgehalten hat. Die Bildersprache transformiert kommunikative Inhalte in mimetische. Und die blicken zuerst uns an, erst dann wir sie.